H i n t e r g r ü n d e


Buddhistische Psychologie

Hier entsteht eine Seite mit Informationen zur buddhistischen Psychologie und Philosophie. Die Inhalte sind weder vollständig noch müssen sie richtig sein. Sie drücken die Zusammenhänge aus, wie ich sie verstehe. Sie können ihre Achtsamkeitspraxis völlig unabhängig vom buddhistischen Kontext ausüben und werden davon profitieren. Der nachfolgende Einblick in die buddhistische Geisteshaltung mag eine Anregung für Sie sein.


Der Begriff der Vergänglichkeit (anicca) steht für viele als Inbegriff buddhistischer Weisheitslehre. Alle Phänomene sind ihrem Wesen nach vergänglich und unbeständig. Es gibt Nichts, was sich dem entziehen könnte. Das Leben ist ein prozesshaftes Geschehen und nichts ist wirklich statisch und daher sicher. Wir alle wissen das und dennoch wollen wir es in der Tiefe nicht wirklich realisieren. Schließlich deutet Vergänglichkeit auch auf unsere eigene Endlichkeit. Ich bevorzuge manchmal den Begriff der Veränderlichkeit, weil nicht nur alles vergeht, sondern in jedem Augenblick alles entsteht. Ein nie endender Strom des Lebens.

In der Auseinandersetzung mit dem Lebensstrom reagiert unsere Ich-Struktur mit Festhalten (erstes Geistesgift) und Ablehnung (zweites Geistesgift). Unser Ich "lebt" davon, die gegebene Wirklichkeit einzufrierern, um die Illusion von Beständigkeit aufrecht zu erhalten. Wir tun dann so, als würden Phänomene, die per se unbeständig sind bleiben, wenn wir daran festhalten. Und wir tun so, als würden unangenehme Erfahrungen weg gehen, wenn wir mit Aversion reagieren. Im buddhistischen Sinne sind beide Reaktionsweisen die Ursache für Leiden (dukkha) und Schmerz. Diese Zusammenhänge nicht zu verstehen, wird als Unwissenheit oder Verblendung (drittes Geistesgift) bezeichnet. Gemeint ist damit nicht ein intellektuelles Wissen, sondern ein tieferes Verstehen um diese grundlegenden Zusammenhänge.

Wenn alle Phänomene unbeständig sind und das Leben ein prozesshaftes Geschehen ist, wie kann dann das, was wir als "Ich" bezeichnen, beständig sein? Die buddhistische Psychologie verwendet hier den Begriff  "Anatta" (Nicht-Ich). Es existiert demnach nur das prozesshafte Geschehen des Lebens, von Augenblick zu Augenblick, nicht aber das "Ich". Das ist wirklich schwer zu verstehen und mit unserem Verstand nicht zu erfassen. Zumal das "Ich" nicht seine eigene Illusion durchschauen kann.

Das Ich "lebt" von Statik und Identifikation. "Ich bin Ich". "Das ist so". - Je enger dieses vorgestellte Ich-Gehäuse ist und je stärker dafür eine Distanzierung vom Lebensfluss erfolgen muss, desto weniger fühlen wir uns mit dem Leben verbunden. Wir haben dann keinen Kontakt mehr zur tatsächlichen Realität und fühlen uns als verlorene Wesen im Universum, die ständig auf der Suche nach Abgrenzung und Sicherheit sind. Gleichzeitig spüren wir in der Tiefe, dass es diese Sicherheit nicht gibt. Die Trennung, die wir empfinden, existiert nach buddhistischer Anschauung nicht. Vielmehr sind wir mit allem zu jederzeit verbunden.

Wichtig für unsere Achtsamkeits-und Meditationspraxis: um unsere Identifikation mit "Ich" aufrecht zu erhalten, ziehen wir uns in exzessives Denken zurück. Unsere Übung besteht darin, durch Achtsamkeit auf Atem und Körper immer wieder zum gegenwärtigen Erleben zu finden und zu erforschen, was wirklich Substanz hat.



Die fünf Hindernisse

Die 5 Hindernisse (kleshas) benennen bestimmte dysfunktionale Geisteszustände, die uns in der Meditation, aber auch überhaupt in unserem spirituellen Leben begegnen. Es ist gut, sie zu kennen, um auf fruchtbare Weise damit umgehen zu können und sie für das eigene Wachstum nutzen zu können. Schlimmstenfalls führen die 5 Hindernisse, nicht erkannt, zum Abbruch der eigenen Praxis. Oft sind bereits ein klares Registrieren eines Hindernisses und die Bereitschaft es anzunehmen ausreichend, um dem Hindernis die Energie zu entziehen.


Festhalten

Auch "haben wollen", Verlangen, Gier. Beschreibt die geistige Tendenz, an angenehmen Erfahrungen festzuhalten. Anhaftung. Im buddhistischen Sinne ist dies illusorisch, weil alle Phänomene ihrer Natur nach unbeständig und veränderlich sind. Was ich festhalte verliere ich. In der Meditation können dies z.B wohlige Körperempfindungen sein, Freude oder tiefer Frieden. Strategie:  Festhalten erkennen und achtsames Wahrnehmen. Das Gegenmittel für Festhalten: Loslassen

Ablehnung

Auch "nicht haben wollen", Aversion, Hass. Bezeichnet die geistige Tendenz, unangenehme Erfahrungen wegschieben und vermeiden zu wollen. Auch dies wird in der buddhistischen Geisteshaltung als illusorisch betrachtet, weil beim Vorhandensein unangenehmer Erfahrungen eine aversive Haltung verständlicherweise zu Anspannung und damit zu Leiden führt. In der Meditation, aber auch im Alltag können das Schmerzen sein oder unangenehme Empfindungen und Gefühle (z.b. Angst). Auch hier wird empfohlen, klar wahrzunehmen und sich der unangenehmen Erfahrung zu öffnen. Das Gegenmittel für Aversion: Annehmen.

Unruhe

Auch Ungeduld, Ruhelosigkeit. In der Meditation kann sich dies zeigen als Gedanken wie "Ich muss hier weg", "ich muss mich bewegen", "ich kann mich nicht konzentrieren". Achtsames wahrnehmen dieser Phänomene und freundliches Annehmen, wenigstens nicht dagegen ankämpfen, können hier hilfreich sein. Es darf so sein, wie es ist. Mit der Zeit kann sich Unruhe transformieren.

Müdigkeit

Auch Trägheit, Stumpfheit, Dumpfheit, Bequemlichkeit. Hier ist es wichtig, zu unterscheiden und genau zu erforschen. Wenn ich nicht geschlafen habe, bin ich natürlich müde. Auch wenn in der Meditation Loslassen und Entspannung einsetzt, kann sich ein Gefühl von großer Müdigkeit zeigen. Dieses ist oft unangenehm, aber eigentlich ein gutes Zeichen. Bleierne Müdigkeit ohne bestimmten Grund kann dagegen ein Zeichen für das Vermeiden von unangenehmen Erfahrungen sein. Auch hier ist das Annehmen wichtig. Bei der Erfahrung dieser bleiernen Müdigkeit zu verweilen, kann sehr lohnend sein. Wenn Sie müde sind, können Sie in der Meditation ganz bewusst auf die Haltung achten, sich aufrichten, vielleicht auch die Augen öffnen oder kurz aufstehen.

Zweifel

Auch oft "skeptischer Zweifel" genannt. Zweifel wird oft als das schwierigste Hindernis benannt, weil er dazu führen kann, dass wir unsere Praxis ganz aufgeben. "Warum mache ich das überhaupt?", "ich habe Wichtigeres zu tun", "ich werde nie erleuchtet". Es ist wichtig, Zweifel im Geist zu erkennen und diesen meditativ zu erforschen. Dabei bleiben.


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