Kum Nye (tibetisch) bedeutet frei übersetzt "Körperpräsenz". Die Bewegungen und Körperhaltungen des Tibetischen Yoga werden besonders langsam geübt und im Wechsel mit stiller Sitzmeditation vertieft. Kum Nye entwickelt Stabilität und Erdung, ein waches "in sich Ruhen" und ein Gewahrsein des fließenden Atems. Die Bewegungserfahrungen im Sitzen, im Stehen oder auch im Liegen können entspannend und ausgleichend oder auch fordernd sein. Der Fortschritt zeigt sich in der Fähigkeit, feiner und tiefer wahrzunehmen.
Kum Nye ist eine körperzentrierte Form von Achtsamkeitsmeditation. Langsame Bewegung führt in die Stille und erleichtert den Zugang zur Meditation. Viele Menschen wünschen sich, meditieren zu lernen, scheuen aber das lange Sitzen. Kum Nye führt Sie eingebettet zwischen Ruhe und Bewegung behutsam in eine meditative Haltung.
Kum Nye ist tiefgreifend durch Einfachheit. Unser Innenleben wird anregt, der Körper wird sanft belebt und die Sinne öffnen sich. Verspannungen können sich lösen. Tiefe Ruhe und ganzheitliches Wohlbefinden können sich einstellen. Ein Erleben von "in sich selbst beheimatet sein" und verkörperter Präsenz - Embodiment - wird möglich.
Wenn wir uns langsam bewegen, können wir genauer hinschauen und die Dinge so betrachten wie sie sind. An die Stelle unserer Vorstellungen über uns selbst tritt die tatsächliche
Augenblickserfahrung und ein lebendiges Erforschen unseres körperlich-geistigen Daseins, das sich immer mehr vertiefen kann. Mit der Zeit wächst die Bereitschaft, uns offen und unvoreingenommen
zu begegnen. Körper und Geist entspannen sich in die gegenwärtige Erfahrung hinein. Entschleunigung wird als wohltuender Gegenpol zur schnelllebigen Alltagserfahrung erlebt.
Kum Nye ist im tibetischen Yoga-und Gesundheitssystem und in der buddhistischen Geisteshaltung verwurzelt. Lama Tarthang Tulku hat diese wunderbare Praxis Ende der 60er Jahre in den Vereinigten Staaten etabliert und zusammen mit westlichen Ärzten und Psychotherapeuten weiterentwickelt ohne dass die Tiefendimension verloren ging.
Wissenschaftliche Forschungen an der Universität Osnabrück bestätigen den großen Nutzen zur Stressbewältigung und bei psychosomatischen Beschwerden. Das an der Universität Osnabrück entwickelte Meditative Stressbewältigungsprogramm (MSP) basiert größtenteils auf Kum Nye.